Soziale Experimente - die besten Filme

Gefängnis Dystopien

Ein sehr beliebtes Sub-Genre innerhalb des dystopischen Films sind Gefängnis-Dystopien. Kern all dieser Erzählungen ist selten das Thema Gefängnis als Verwahrungs- oder Bestrafungsort für Kriminelle, auch wenn „Schuld & Sühne“ häufig zentral in diese Geschichten eingewoben ist, sondern vielmehr das soziale- und meistens sozial-darwinistische Menschen-Experiment in abgeschlossenen „Menschen-Labor-Settings„.

Die klassische Szenario-Fragestellung „was-wäre-wenn“ vorgeführt an einer Auswahl Protagonisten, die auf begrenzten Raum und unter stark erhöhten Stress miteinander agieren müssen. Jeder Character steht dabei in der Regel für eine Bevölkerungsgruppe (sozial, soziologisch oder ethnisch) oder auch als Stellvertreter für eine Philosophie oder Ethik und damit letztlich einen Lösungsweg raus aus der Krise oder rein in die Falle, den Tod.

Szenario listet hier die besten Filme in chronologischer Reihenfolge (von unten nach oben).


2019: Der Schacht

Der Schacht ist ein vertikales Menschen-Versuchslabor, dass sowohl Gefangene als auch unbescholtene Bürger einer wahrscheinlichen Diktatur, die man als Außenraum aber praktisch nie sieht oder beschrieben bekommt, mit Strafnachlass oder anderen Belohnungen lockt. Alle Insassen scheinen also mehr oder weniger „freiwillig“ Teilnehmer an dem lebensgefährlichen Menschenexperiment zu sein.

Das Setting ist puristisch einfach: Ein Schacht bestehend aus scheinbar endlos übereinander gestapelten, quadratischen, fensterlosen Räumen bzw. Gefängniszellen. Die einzige Öffnung: Ein mittiger Schacht, also ein Schacht im Schacht, der alle Zellen miteinander verbindet. Die Zellen sind dabei von oben nach unten durchnummeriert, oben beginnend bei 1 und dann nach unten aufwärts zählend. Wie weit es nach unten geht weiß keiner der Insassen und auch sonst erhalten Neuankömmlinge keine weiteren Informationen vor ihrer Platzierung im Schacht.

Und wie so oft in solchen Settings beginnt es damit, dass der Held der Geschichte im Gefängnis / im Experiment / im Set erwacht.

Der Schacht bedient sich offensichtlich, ja fast schamlos, bei seinen filmischen Vorbildern: Cube, Snowpiercer, High Rise, aber auch (ein wenig) bei „das große Fressen„. Das bleibt natürlich auch nicht aus bei diesem archaischen Setting, in dem die Welt in Levels, in ein oben und unten oder vorne und hinten sozial-darwinistisch runtergebrochen wird. Dabei simplifiziert es die genannten Vorbilder nochmals auf den Kern: Fressen und gefressen werden.

„Der Schacht“ mixt und simplifiziert seine Vorbilder wirkungsvoll, womit er trotz aller offensichtlichen Ideencopys seine Berechtigung hat. Gerade die Simplifizierung der bekannten Grundidee macht dabei seinen Reiz aus. Es wird wirklich alles weggelassen, was nicht unbedingt nötig ist. Sowohl an Informationen, wie im Setting.

Die technische Umsetzung ist sehr gut, Dialoge und Darsteller auch. Der Film ist äußerst brutal und damit aus gutem Grund mit „18“ markiert.

Der Film wurde zum Start der Corona Quarantäne im März 2020 auf Netflix platziert und war sofort in den Top-10 der meist gesehenen Netflix Filme.


2019: Im hohen Gras

Im Grunde ist die Stephen King Verfilmung (als Nerflix Original) „Im hohen Gras“ ein Remake von Cube. Das Setting ist ein undurchdringliches hohes Gras, welchen genau wie bei Cube keinerlei Orientierung bietet. Wer dort hinein gerät, bleibt darin und findet keinen Ausweg mehr.

Dabei verwischt die quasi denkende Instanz das hohe Gras auch gesetzte Spuren und Markierungen nach Belieben und ist damit auch in dieser Hinsicht fast „baugleich“ im Mechanismus wie die beweglichen Cubes in der Cube Matrix. Das technische Szenario von the Cube wird transformiert auf ein eher mystisches Setting, Natur- und urgewaltige Naturgeisterkräfte statt eines faschistisch-zynischen Techno-Irrgartens.

Auch das Zentrum des hohen Grases, eine magischer Hinkelstein, kann klar synonym für den Hypercube im Zentrum eines Cube Universums gesehen werden, zumal er auch wie eine Zeitmaschine bzw. ein Wurmloch funktioniert.

Bei all diesen Parallelen kann man sich fragen, ob der Cube Autor und Regisseur Vecenzo Natali um Erlaubnis gefragt wurde. Aber ja und mehr als das: Er wurde gleich als Regisseur verpflichtet.

Im hohen Grass ist gut gemacht, fängt das Setting und auch die Not der Protagonisten sehr plastisch ein. So plastisch, dass man sich in Zukunft vielleicht überlegen wird einfach mal so in ein Maisfeld zu rennen. Dennoch bietet er gegenüber Cube keinen Mehrwert und fällt streckenweise auch langatmig aus, wie fast immer, wenn eine Kurzgeschichte auf Spielfilmlänge gestreckt wird,


2018: Tau


2017: Die Verführten


2016: Passengers


2016: 10 Cloverfield Lane


2016: Das Belko Experiment


2016: Shut in


2015: High Rise


2015: Colognia Dingnidad


2015: Der Bunker


2016: Raum


2015: 69 Tage Hoffnung


2015: Containment


2015: Der Marsianer


2014: Maze Runner


2013: Two Night Stand


2013: Sakrament


2013: Snowpiercer


2013: Oldboy


2013: 3069 Tage


2011: Savages Crossing


2011: The Divide


2011: In Time


2010: The Experiment


2010: 127 Hours


2008: Tribute von Panem


2008: Blackout


2008: Martyrs


2006: Ultra Violett


2005: Die Insel


2004: The Village


2004: Saw


2004: Cube Zero


2002: Cube 2


2002: Resident Evil


2002: Panic Room


2001: The Hole


2001: Das Experiment


2001: Das letzte Festung


2000: Battle Royal


1999: Matrix


1998: Truman Show


1997: Cube

Cube ist ein kanadischer Science-Fiction-Horrorfilm von Regisseur Vincenzo Natali.

Sechs Menschen, die einander nicht kennen, erwachen inmitten eines aus einer Ansammlung von Würfeln gebildeten Gebäudes, die zum Teil tödliche Fallen beinhalten. Sie wissen nicht, wie sie dorthin gekommen sind. Um hinauszukommen, müssen sie zusammenarbeiten, geraten aber aufgrund der Ausnahmesituation, in der sie sich befinden, bald in zwischenmenschliche Konflikte.

An den Luken jedes Würfels gibt es Schilder mit drei dreistelligen Zahlen. Leaven, eine Mathematik-Studentin, versucht diese Informationen zu deuten. Ihre erste Schlussfolgerung ist, dass ein Würfel genau dann eine Falle ist, wenn eine seiner drei Zahlen eine Primzahl ist.

Später entdeckt Leaven, dass die Nummern kartesische Koordinaten darstellen. Worth, der sich als einer der Architekten der äußeren Hülle entpuppt, gibt ihr Informationen über die Abmessungen dieser Hülle (135 Meter Kantenlänge). Leaven kann so errechnen, dass das gesamte Gebäude höchstens 26 Räume in jeder Dimension misst. Mit Hilfe der Koordinaten kann sie errechnen, dass die Gruppe nur sieben Räume von der äußeren Hülle entfernt ist.

Leaven erkennt bald, dass die Nummernkombinationen an den Würfeln mehr als Informationen über die Sicherheit und gegenwärtige Position enthalten: Sie zeigen auch die Permutationen an, die jeder individuelle Würfel durchläuft, während er sich innerhalb des großen Würfels bewegt. Nach einigen Minuten Berechnung entdeckt Leaven, dass sie die „Brücke“ erreicht hätten, wenn sie einfach in dem Würfel geblieben wären, in dem sie sich getroffen hatten. Die „Brücke“ ist ein einzelner Würfel, der die äußere Hülle mit den inneren Würfeln verbindet. Wenn sie darauf warten, dass der Würfel sich bewegt, werden sie mit der Brücke – und der Außenwelt – verbunden sein. Ihre Schlussfolgerung, dass Räume mit nicht-primen Zahlen sicher sind, stellt sich als falsch heraus. Tatsächlich sind die tödlichen Würfel diejenigen, deren Nummern Potenzen einer Primzahl sind. Von dieser Entdeckung an nehmen die Gefangenen Primfaktorzerlegungen dreistelliger Zahlen vor. Sie entdecken, dass Kazan, ein autistisches Genie, solche Faktorisierungen im Kopf vornehmen kann.

Leaven, Worth und Kazan lassen Quentin zurück und erreichen die Brücke. Quentin holt sie allerdings ein und ermordet Leaven. Worth und Quentin kämpfen erneut. Quentin kommt ums Leben, als er zwischen dem Würfel-Korridor und der Außenhülle eingeklemmt wird, als der Brücken-Würfel sich in Bewegung setzt. Worth sitzt schwerverwundet im Brücken-Würfel in der Falle und wird nicht entkommen können. Nur Kazan entkommt lebend, die Außenwelt ist dabei nicht zu sehen, und er läuft langsam in ein helles Licht hinein.

Der Film weist Parallelen zu Jean-Paul Sartres Theaterstück Geschlossene Gesellschaft und Samuel Becketts Prosatext Der Verwaiser auf.


1993: Täglich grüßt das Murmeltier


1984: 1984


1982: Das Ding aus einer anderen Welt


1980: Shining


1978: Dawn of the Dead


1976: Flucht ins 23. Jahrhundert


1975: Die 120 Tage von Sodom


1974: Flammendes Inferno


1974: Phase IV


1973: Das große Fressen


1972: Die Höllenfahrt der Poseidon


1964: Die Frau in den Dünen


1962: Der Würgeengel