Der leise Revolutionär von Braun

Dieter Rams

Dieter Rams, geboren 1932, könnte man fast als den Zen-Meister des Produktdesigns bezeichnen. In einer Welt, die zunehmend von visuellem und technologischem Lärm geprägt ist, sind Rams‘ Designprinzipien eine Oase der Klarheit und Funktionalität. Seine legendäre Karriere bei Braun, einem Unternehmen, das oft als Tempel der deutschen Ingenieurskunst angesehen wird, hat nicht nur die Ästhetik von Haushaltsgeräten und Unterhaltungselektronik geprägt, sondern auch die Philosophie des Designs selbst.

Die Zehn Gebote des Designs

Vielleicht ist Rams am besten bekannt für seine „Zehn Prinzipien für gutes Design“, die als biblische Texte für Designer und Architekten weltweit gelten. Diese Prinzipien, die er in seiner Zeit bei Braun entwickelte, umfassen „Weniger, aber besser“ und fordern eine Rückkehr zu Einfachheit und Langlebigkeit in einer Wegwerfgesellschaft. Rams plädiert für Produkte, die zurückhaltend, nützlich und unaufdringlich sind – eine radikale Abkehr von der Beliebigkeit und Überladung vieler zeitgenössischer Designphilosophien.

Die Braun-Ära

Als Rams 1955 zu Braun kam, traf er auf ein Unternehmen, das bereits für seine technischen Geräte bekannt war, jedoch eine neue Richtung in Sachen Design suchte. Unter der Leitung von Rams erlebte Braun eine Transformation, die das Unternehmen in den Olymp des globalen Designs katapultierte. Rams‘ Arbeit bei Braun, darunter die Gestaltung des berühmten SK4 Radiorekorders („Schneewittchensarg“) und der ET66 Taschenrechner, zeichnete sich durch klare Linien, Funktionalität und eine fast asketische Ästhetik aus, die Braun von seinen Wettbewerbern abhob.

Einfluss und Vermächtnis

Rams‘ Einfluss auf die Welt des Designs kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Seine Philosophie und sein Ansatz haben Generationen von Produktdesignern beeinflusst, einschließlich Jonathan Ive, dem ehemaligen Designchef von Apple, der Rams‘ Prinzipien als Leitfaden für viele Apple-Produkte nutzte. Tatsächlich könnte man argumentieren, dass ohne Rams das iPhone oder das MacBook nicht die Form und das Gefühl hätten, die wir heute kennen und schätzen.

Das Design von Rams spiegelt eine tiefere philosophische Haltung wider, die über das bloße Aussehen von Produkten hinausgeht. In seinen Entwürfen manifestiert sich eine Lebenshaltung, die in der Reduktion auf das Wesentliche und einer fast zen-artigen Fokussierung auf die Funktion ihren Ausdruck findet. Dies hat nicht nur das Produktdesign, sondern auch die Popkultur beeinflusst, wo Minimalismus und Funktionalität zu Schlüsselbegriffen geworden sind.

Ironischerweise ikonisch

Ironischerweise hat Rams, der Verfechter einer unaufdringlichen Designästhetik, einen ikonischen Status erreicht, der der lauten Prominenz derer gleicht, gegen die er sich zeitlebens ausgesprochen hat. Sein Erbe und seine Prinzipien leben in den Produkten weiter, die wir täglich benutzen, und in den Prinzipien von Designern, die in seiner Schlichtheit eine Form von subversiver Radikalität erkennen.

Dieter Rams bleibt eine Schlüsselfigur in der Welt des Designs, dessen Arbeit die Kraft hat, unser Denken über die Objekte um uns herum und unsere Interaktion mit ihnen zu verändern. In einer Welt, die oft von Überfluss und Exzess geprägt ist, bieten Rams‘ klare, funktionale Designs einen ruhigen Hafen und fordern uns auf, die Art und Weise, wie wir über Design und seine Rolle in unserem Leben denken, neu zu bewerten.