Die Chronik einer Dystopie

Fallout

In der Welt von „Fallout“, einer der bekanntesten und kultigsten Videospielreihen des Genres, hat sich die Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg anders entwickelt. Dieses fiktive Universum, das erstmals 1997 von Interplay Entertainment vorgestellt wurde, bietet eine satirisch-nostalgische Vision der Zukunft, gespeist aus der Ästhetik der 1950er Jahre und den Ängsten des Kalten Krieges.

Die Welt vor dem Fall

In der Welt von „Fallout“ stagnierte die kulturelle Entwicklung der USA irgendwo in den 1950er Jahren. Obwohl technologisch fortgeschritten, mit fliegenden Autos und Haushaltsrobotern, blieben die gesellschaftlichen Normen und der politische Diskurs dieser Zeit verhaftet. Diese retrospektive Zukunftsvision spiegelte eine Zeit wider, in der Atomenergie als Allheilmittel galt und gleichzeitig die Angst vor atomarer Vernichtung omnipräsent war.

Der Große Krieg

Der zentrale Wendepunkt, der zur dystopischen Welt von „Fallout“ führte, war der „Große Krieg“ von 2077, ein nur zwei Stunden andauernder, globaler nuklearer Schlagabtausch, der am 23. Oktober desselben Jahres stattfand. Innerhalb kürzester Zeit verwandelten unzählige Atombomben die Erde in eine öde, verstrahlte Wüste. Die Ursachen waren tief verwurzelte geopolitische Spannungen, Ressourcenknappheit und ein fataler Eskalationsprozess zwischen den Großmächten, die schließlich in den katastrophalen Atomkrieg mündeten.

Zwischenzeit: 200 Jahre im Wandel

Die unmittelbaren Jahre nach dem „Großen Krieg“ waren geprägt von Chaos und Zerstörung. Die Überlebenden, oft schwer verstrahlt und ohne Zugang zu grundlegenden Ressourcen wie sauberem Wasser oder Nahrung, kämpften ums nackte Überleben. Gesellschaftliche Strukturen brachen zusammen, und die Menschheit fiel in eine neue dunkle Zeit.

Aufstieg der Vaults

In dieser postapokalyptischen Welt spielten die „Vaults“ eine entscheidende Rolle. Diese unterirdischen Bunker, erbaut von der fiktiven Vault-Tec Corporation, waren ursprünglich als Schutzräume konzipiert, entwickelten sich jedoch schnell zu sozialen Experimentierfeldern. Jeder Vault folgte einem eigenen, oft ethisch fragwürdigen experimentellen Protokoll, das von der Manipulation der Umgebung bis hin zur psychologischen Kontrolle reichte. Diese Experimente sollten Daten liefern, um das Überleben der Menschheit unter extremen Bedingungen zu erforschen.

Emergenz neuer Gesellschaften

Über die Jahrzehnte entwickelten sich aus den Überresten der alten Welt neue Gesellschaftsformen. Raider-Banden, Handelsstädte und sogar feudal anmutende Staaten entstanden. Technologie blieb ein rares Gut, oft nur in den Händen der Mächtigen. Die „Brotherhood of Steel“, eine techno-religiöse Militärorganisation, ist ein Beispiel für Gruppierungen, die sich der Bewahrung und Kontrolle präwar-technologischer Artefakte verschrieben haben.

Kulturelle Renaissance und Technologie

Trotz des Niedergangs führte die Notwendigkeit des Überlebens zu Innovationen und einer rustikalen Renaissance von Technologie und Kultur. Von der Wiederherstellung alter Technologien bis hin zur Neuerfindung von Governance-Modellen – die Welt von „Fallout“ zeigte eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit und Resilienz.

Die Welt von „Fallout“ dient als düstere, aber faszinierende Projektionsfläche unserer Ängste und Hoffnungen bezüglich Technologie, Krieg und menschlicher Natur. Sie warnt vor den Gefahren einer zu großen Abhängigkeit von der Atomkraft, hebt aber auch die menschliche Fähigkeit hervor, selbst unter den schlimmsten Bedingungen zu überleben und sich weiterzuentwickeln. In der Verbindung von Retro-Futurismus und dystopischen Elementen bietet „Fallout“ nicht nur Unterhaltung, sondern auch Denkanstöße über unsere heutige Welt und mögliche Zukünfte.